Als die Menschen begannen aufzuwachen

Eine Geschichte im Jetzt und der Zukunft aber jederzeit möglich, denn Zeit ist wie Raum, relativ. Aber lass mich dir erzählen, was die Menschen, welche nicht über den Spielrand sehen konnten, erlebten.

Sie lebten auf einem Planeten, der durch eine kleine Gruppe Puppenspieler geführt wurde, die immer hinter dem Vorhang blieben. Spiele wurden erdacht und veranstaltet. Es ging sehr lange gut, die Menschen liessen sich auf ihre Spiele ein, bis eines Tages etwas geschah. Die Marionetten begannen sich ausserhalb des Spiels und der Norm zu bewegen. Die Zuschauer waren verwirrt. Ihre «Normalität» war unter Beschuss. Das Verhalten der Marionetten wurde immer grotesker. Sie begannen ganz offiziell das Publikum zu verhöhnen. Und auch da blieben viele auf ihren Plätzen sitzen und verstanden nicht mehr, was da vor sich ging.

Viele harrten aus und hofften, dass dies nur ein Traum sei. Glaubten an das «Gute» in den Menschen, vergassen dabei, dass es die Puppenspieler waren, die das Spiel aufgesetzt hatten und betrieben. Sie hatten Angst, sich vor dem absehbaren «Ende» zu bewegen, das macht man nicht, man verlässt den Saal nicht vor Ende der Vorstellung. Stur und auf ihr «Recht» pochend, blieben sie und sassen es aus. Aber auch das nützte nichts, die Vorstellung ging ihrem Ende entgegen. Die wacheren unter den Zuschauern fragten sich was das sollte? Einige begannen sich mit den Marionetten zu unterhalten.  Sie versuchten es mit «Vernunft», baten die Veranstalter doch wieder das echte Programm vorzuführen und lieferten sich mit den Marionetten Wortgefechte.

Die Stimmung wurde immer ungemütlicher.

Auf dem Spielfeld bildeten sich die ersten Lager. Die einen beschimpften jene die sich zu Wort gemeldet hatten als «Störer» und die «Störer» warfen den «Schweigern und Anpassern» vor, sich benutzen zu lassen. Keiner von beiden bemerkte, wie die Marionetten tänzelnd, und hätten sie lächeln können mit ihren Holzköpfen, sich an dem Schauspiel im Saal erfreuten.

 Da legten die Puppenspieler noch einen nach. Einige ihrer Figuren sprachen nun in markantem Ton, alle in gleicher Tonhöhe und was sie vortrugen war Folgendes: Ihr seid nichts als das Publikum. Ohne uns hättet ihr keine Vorstellung und darum: Tut was wir sagen, setzt euch hin, geniesst die Vorstellung und schweigt. Ihr wollt etwas von uns, wir liefern euch Träume und Stücke, die eure Wünsche, Begierden und Machtlosigkeit spiegeln und bedienen. Wir tun es so lange, bis ihr keinen Unterschied zwischen uns und euch mehr feststellen könnt, denn wir wissen, dass unsere Puppenspieler immer wieder eine neue Vorstellung für uns planen.Einige der Zuschauer verliessen an diesem Punkt den Saal. Sie wurden von den verbleibenden Zuschauern und den Marionetten lautstark verhöhnt, aber das kümmerte sie anscheinend nicht.

Sie verliessen das Spiel, welches hiess: Schau nie über den Spielrand.  Lass die Puppenspieler durch ihre Marionetten dein Leben bestimmen und fürchte dich, denn wir haben dich und dein Leben in der Hand.

Ausserhalb des Spiels begann das «Netz» die Menschen zu verbinden. Es bildeten sich reale Gruppen und zusammen wollten sie verstehen lernen, was geschehen war und wohin sie jetzt gehen würden.

Zu Anfang war es für viele nicht einfach, sich vom alten Denkmuster der Puppenspieler zu distanzieren. Neue Möglichkeiten des Lebens zu erschaffen war kein Schulfach des alten Spiels. Sobald sie jedoch ausserhalb des Feldes waren bemerkten sie, dass etwas von ihnen abfiel. Zuerst war es nur ganz sanft fühlbar. Eine Art innere Kraft, ein Kompass machte sich bemerkbar. Die Menschen begannen sich daran zu erinnern, dass sie geboren wurden um zu Leben und ohne System.

Und das neue Spiel begann, dieses Mal ohne Puppenspieler, denn die Zuschauer wurden selbständig und begannen über den Spielrand hinweg zu sehen.

Es taten sich neue Möglichkeiten eines Zusammenlebens mit den Mitmenschen, der Natur, den Tieren und unseren Sternengeschwistern auf. Die Tage der Transition wurden zur Geschichte, welche nicht mehr oft bemüht wurde, denn es galt neue Wege zu finden und zu gehen. Der Blick zurück war die Gegenwart der alten Zeit. Diese Menschen blieben von da an in der Gegenwart und erschufen ein neues Jetzt für die Zukunft.

Das «Netz» war wieder offen, für all jene, die sich daran erinnerten.

Und was passierte mit den Puppenspielern, deren Marionetten und den angepassten Zuschauern?

Sie spielten ihr Spiel ebenfalls weiter. Die Zuschauer wurden zusehends selbst zu Marionetten und die nächste Generation wurde bereits so geboren. Die Puppenspieler bemerkten zu spät, dass es für sie mehr Arbeit bedeutete, denn die angepassten Menschen wollten bedient werden. Um sie ruhig zu halten veranstalteten sie Spiele und irgendwann, starb diese Form Mensch aus, denn es fanden sich keine Seelen mehr, welche solche Körper beleben wollten. Die künstliche Intelligenz übernahm und damit war das lebende, menschliche Projekt auf der Erde Geschichte.

Die Puppenspieler selbst kämpften bis zum letzten Moment um jede Seele, aber die cleveren unter ihnen wussten, es war ein Spiel ohne Gewinn – dieses Mal hatten sie verloren.

Nika

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